Regionalflug eine Idee mal aus der Nähe betrachtet...

Diskussionen rund um den Flughhafen, die keine Pressemitteilung oder Presseinformation als Grundlage haben.
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Regionalflug eine Idee mal aus der Nähe betrachtet...

Beitragvon kirchi » Fr 20. Nov 2015, 21:23

...ich habe mich immer wieder gefragt, warum gibt es keine Linienverbindungen mehr ab ERF. Was wäre dazu nötig, wie könnte Linienflug aussehen?
Ich habe mich einmal hingesetzt, operative Kosten im Internet zusammen gesucht und Annahmen getroffen. Ganz schön viel "Blödsinn" für eine Idee.
Ich will euch auch daran teilhaben lassen. Meine Annahme ist, dass variable Kosten (die relativ leicht im Netz zu finden sind) und fixe Kosten (Annahme 66% der variablen Kosten) anzusetzen sind.

Also nun meine Betrachtung. Ich habe einfach mal geschaut, was kostet ein Flug pro Blockstunde und was kostet es pro Passagier.
Interessant dabei, europäische Flugzeuge aus Toulouse und nordamerikanische Flugzeuge aus kanadischem Hause sind pro Sitzplatz die günstigsten.
muss m
ATR72 hat die günstigsten Sitzplätz, Dornier 328 die teuersten
hier eine Übersicht
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post.PNG (30.31 KiB) 6703 mal betrachtet


Die Tabelle zeigt deutlich das Problem der Luftfahrt. Man braucht relativ viele Menschen, die ein Flugzeug füllen.
Es ist eben schwierig für zweimal am Tagesrand Erfurt-Köln oder Erfurt-Hamburg zu füllen.
Das Beispiel München mit Cirrus-Airlines zeigt, die realisierbare Nachfrage liegt bei ca. 10-15 Pax pro Flug.
Sprich Flugzeuge wie Cessna 406, Do228, Emb110 oder Beech1900D kommen dafür in Frage. Um in dem Bereich kostendeckend zu fliegen braucht man ungefähr 120-1230€ pro Platz im Flugzeug. Das zeigt die Schwierigkeit. Potential dazu wäre da, aber der Marketingaufwand es zu heben, erhöht die Fixkosten wahrscheinlich recht deutlich. Anfangsverluste, Werbung, Messen, Broschüren, Internetauftritt und ganz viel Klinken putzen gehört dazu. In Geld kaum messbar. Will man also günstige Flieger pro Flugstunde nehmen, muss man mehr Plätze füllen.

Ich hoffe, mit der Ausführung euch ein wenig Licht ins dunkle zu bringen. Ich weiß, meine Annahme ist nicht zu 100 Prozent belastbar, aber immerhin ein Fingerzeig.
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kirchi
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Re: Regionalflug eine Idee mal aus der Nähe betrachtet...

Beitragvon kirchi » Fr 20. Nov 2015, 21:26

Nicht dabei betrachtet, sind Skaleneffekte großer Airlines. Die variablen Kosten sind kaum änderbar, aber die Fixkosten deutlich...
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Re: Regionalflug eine Idee mal aus der Nähe betrachtet...

Beitragvon EA-Henning » Sa 21. Nov 2015, 22:03

Ich frage mich, wo man heute noch Kosten sparen will. Das geht meist nur noch ueber Lohnkosten. Und hier beist sich die Katze in den eigenen Schwanz. Da die Lohnkosten flächendeckend gedrückt werden, haben immer weniger Menschen Geld für das Fliegen übrig. Auch viele Geschäftsreisende nutzen vermehrt die Touristenklasse. Für Linienflüge mit sehr geringem Passagieraufkommen gibt es keine rosige Zukunft.
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Re: Regionalflug eine Idee mal aus der Nähe betrachtet...

Beitragvon kirchi » Sa 21. Nov 2015, 22:07

Kostensenkung kann in vielen Bereichen statt finden.
Energie und Treibstoff.
Personal und Dienstleistungen.
Skaleneffekte.
Synergieeffekte.

Erreichen lassen sich diese Punkte durch: sparen, Innovation oder (auch wenn das paradox klingt) Expansion
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Re: Regionalflug eine Idee mal aus der Nähe betrachtet...

Beitragvon EA-Henning » So 22. Nov 2015, 10:24

Nun, die Flugverfahren sind doch schon "tot-optimiert". Sparen geht nur noch, so denke ich, durch Expansion. Allerdings nur kurzzeitig. Wenn der Mitbewerber geschlagen/übernommen/geschlcukt ist, konzentriert man sich wieder auf die Strecken mit Gewinn. Und Innovation? Ja, aber welche?

Neue Flugzeuge für Kurzstrecken wie etwa Erfurt - Hamburg bringt kein Hersteller, weil sichs nicht lohnt. Die am Mark befindlichen Typen sind durchweg alte Typen, die "lediglich" modernisiert sind. Eine Innovation war die Dornier D-328. Aber die war deshalb uch so teuer, dass der Hersteller daran zugrunde ging.
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Re: Regionalflug eine Idee mal aus der Nähe betrachtet...

Beitragvon kirchi » So 22. Nov 2015, 14:20

Naja etwas Innovation kommt jetzt. GE plant ein Turboprob Triebwerk welches bei gleicher Leistung 20% weniger Jet A1 braucht (im Vergleich zur pt6)
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Re: Regionalflug eine Idee mal aus der Nähe betrachtet...

Beitragvon EA-Henning » So 22. Nov 2015, 14:58

Vorsicht, derartiges wurde oft versprochen. Aber schaun wir mal, was es wird.
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Re: Regionalflug eine Idee mal aus der Nähe betrachtet...

Beitragvon kirchi » So 22. Nov 2015, 20:03

Das ist richtig. Eine Eier legende Wollmillchsau gibt es leider nicht.
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Re: Regionalflug eine Idee mal aus der Nähe betrachtet...

Beitragvon kirchi » Mo 23. Nov 2015, 08:51

Ich greife auch das Thema nochmals auf...

...weil es vielleicht interessiert. Bei ca. 60 € durchschnittlichem Ticketerlös muss man auf der Strecke Erfurt - Köln im A319 oder B737-700 ca. 90 Paxe pro Flug in die Röhre mit Flügeln bekommen, für eine schwarze Null. In Dash8-300, ATR72 und ATR42(hier ist nicht der 600er betrachtet, sondern ältere Semester) sind es immernoch 45 Paxe, die nötig wären. In Embraer E-Jets wären es knapp 70 notwendige Paxe.

Für Strecken wie Erfurt-Stuttgart, Erfurt-Hamburg, Erfurt - München gelten etwas höhere Werte (da 10 bis 25 nautische Meilen mehr zurück zulegen sind)
Für Erfurt - Frankfurt, Erfurt - Dresden und Erfurt - Berlin aufgrund der kürzeren Distanzen (110nm bis 125nm) wären entsprechend weniger Paxe nötig!

Ich weiß, meine Daten sind wirklich grob und es ist nicht mehr, als ein Fingerzeig, aber ich hoffe euch damit trotzdem zu unterhalten!
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Re: Regionalflug eine Idee mal aus der Nähe betrachtet...

Beitragvon kirchi » Mo 7. Mär 2016, 09:14

...mal wieder ein paar Gedanken, die "kleine" kommerzielle Luftfahrt betreffend.

Flughäfen wie der Erfurter sollten dem Thema Forschung mehr Bedeutung widmen. Hier sehe ich Kooperationen mit den Hochschulen in Ilmenau, Erfurt oder Schmalkalden. Es muss (auch weiterhin) der Flugbetrieb wirtschaftlich optimiert werden. Klar stehen hier Brocken wie Feuerwehr oder Terminal im Fokus. Es muss reichlich teure Technik vorgehalten werden. Was kann man machen?

Remote-Tower, wie von der DFS schon getestet, sind ein Schritt in die richtige Richtung. Ebenso die Weiterentwicklung der GPS basierten An- und Abflugverfahren (inklusive Senkung der Minima). Aber auch ganz banal die Umstellung der Beleuchtung auf LED. Ebenso die Nutzung von Solarstrom (was in Erfurt schon ziemlich weit getrieben wurde). Alternative Antriebstechniken für Schlepper und Flughafenfahrzeuge. Aber auch in der Luft kann man sich weiterentwickeln. Auf der einen Seite könnte man die kommerzielle Nutzung von IFR Flügen mit nur einem Triebwerk genauer untersuchen (hier würden dann Flieger wie die PC12 oder Cessna208 in den Regionalflugfokus rücken). Weiterentwicklung von Triebwerken, klar. Flugzeuge müssen leichter werden. Und so weiter und sofort...

...ich sehe hier viele kleine Chancen, die zusammengefasst doch vielen Regionalflughäfen eine Zukunft sein können!
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